Wer sich von dem Geschehen im öffentlichen Raum nicht völlig abgekoppelt hat, dem wird „Keupstraße, Köln-Mülheim“ einiges sagen. Letztere liegt in einem Bereich Mülheims mit starkem Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund. Als ich vergangenes Wochenende Route und Lokalität zum „Werkshase“ in Augenschein nehmen wollte, kam ich nur bis zur Absperrung. Aufgrund des „Gedenkfestival Birlikte“ war das Viertel für den Kraftverkehr gesperrt.
Fakt ist, dass die angrenzende Schanzenstraße durch einen industriell geprägten Bereich führt und wohl eher eine Anziehungskraft auf Gruppen mit alternativer Lebensplanung hat. Hier würde man nicht zwingend nach einem Lokal Ausschau halten, dass mit den Wurzeln seiner Küche auf das etablierte Bürgertum vergangener Jahrhunderte verweist.
Angekommen vor dem Wachhäuschen gilt es jetzt beherzt ins Werk zu fahren. Die große rote Kabeltrommel rechts liegen lassend taucht nach ca. 150m linker Hand der Werkshase auf.
Der Kantine vorgelagert ist ein hellgrüner Pavillon, der die Küche beherbergt. Den direkten Einfluß des Wetters auf die transportierten Gerichte soll eine leichte Überdachung gewährleisten.
Im Innenraum folgt auf den links liegenden Tresen eine Halle mit weiß eingedeckten Tischen. Die Balustraden sind nicht zugänglich. Draußen läßt sich bei gutem Wetter – zwischen Blumenkübeln – ebenfalls Platz nehmen.
Brot und Butter kommen zügig in Form von Weißbrot und einer kühlschrankharten Kräuterbutter an den Tisch. Der Gimmick ist sicher die Eindeckung der Tische mit originalen Bundeswehrbestecken (s. Foto). Allerdings werden diese zum Hauptgang gegen normale Tabelbestecke ausgetauscht.


Erstaunlich ist, daß die Weinkarte mit ca. 15 Positionen (Deutschland, Frankreich, Italien, Südafrika) den Schwerpunkt des Angebotes ausmacht. Daneben werden zwei Vorspeisen, fünf Hauptgerichte (inklusive Burger) und zwei Desserts angeboten.
Wir entscheiden uns für den Ziegenkäse im Brickteig mit Spinatsalat und Cashewkernen und die Spargelsuppe. Leider muß unsere Bedienung feststellen, daß die Spargelsuppe aus ist (18:30). Den als Alternative vorgeschlagenen Eintopf können wir nicht als Ersatz ansehen. Also zweimal Salat. Der Käse ist gut gebacken, ich persönlich hätte eine etwas sparsamere Verwendung der Honig-/Senf-Soße bevorzugt – der arme Salat ging völlig unter.
Als Hauptgericht nehmen wir „Kalbsbratwurst mit jungem Spinat, geröstetem Knoblauch und Kartoffelpüree“ sowie „Strozzapretti mit gebratenem grünem Spargel, confirten Tomaten und gereiftem Ricotta“. Ich lasse mich belehren dass es sich bei den „Strozzapretti“ um eine Nudelvariante handelt. „On top“ findet sich als Dekoration ein Streifen schwarze Karotte. Die Nudeln sind leicht al dente gekocht und der grüne Spargel ist gut angeschwenkt. Auch wenn ich ihn selbst gerne etwas Farbe annehmen lasse, so ist die Zubereitung doch für mich in Ordnung. Das kann man von der Bratwurst nicht sagen, wie ich mich überzeugen konnte. Diese sah nicht knusprig aus, war aber statt dessen völlig trocken – ein Effekt der sich bei langer Verweildauer in der Pfanne bei zu niedriger Temperatur einstellen kann. Wir bemühen uns, es von der humorvollen Seite zu nehmen, verzichten auf eine Nachspeise und setzen den Abend im eigenen Garten mit einer Flasche guten Weins fort.
Werkshase: Schanzenstraße 6-20 (K-Mülheim)
Preise: Aperitiv, Salat, Hauptspeise, Wein ca. 35 Euro
Posted on 15. Juni 2014 von schildi54
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