Ungefähr im Oktober 2014 eröffnete das „India Palace“ in Bergisch Gladbach. Auf einen Tipp hin statten wird dem Restaurant im ehemaligen Fürstenhof einen Besuch ab.
Die außen angebrachte – teils bebilderte – Karte ähnelt in der Aufmachung stark der von vielen chinesichen Lokalen. Die Räumlichkeiten selbst wurden entsprechend der geänderten Verwendung nur dekorativ angepasst. Theke und Eichenbalken des alten Hauses weisen immer noch auf die ursprüngliche rustikale Ausrichtung des Lokals hin. Die Tische sind festlich gedeckt, Weingläser signalisieren einen gewissen Anspruch. Um 18:30 sind wir die ersten Gäste und suchen uns einen schönen Platz aus.
Eingedenk möglicher starker Würzung indischer Essen bestelle ich mir vorweg ein salziges Lassi. Zu meiner Überraschung ist dieses nicht nur angenehm gewürzt, sondern kommt auch in einem stilvollen, handgetriebenen Becher auf den Tisch. Sehr schön. Den „Gruß aus der Küche“ erhalten wir wie erwartet in Form von Papadam mit einigen Dips. Zusätzlich zu den üblichen drei Varianten Minze/Joghurt, Mango und Chlli finden wir einen interessanten dunkelroten, leicht fruchtigen Dip vor. Auf Nachfrage erfahren wir, dass dieser auf Pflaumen basiert.
Allein um die Breite des Angebots etwas auszuloten bestelle ich als Vorspeise „Samosa Spezial“. Nach Karte handelt es sich bei Samosa um mit Kartoffeln und Erbsten gefüllte Teigtaschen, bei der Variante „Spezial“ werden zusätzlich Kicherbsen mit zwei Chutneys serviert. Also muß ich mit einem overkill an Kohlenhydraten rechnen (was tut man nicht alles für eine gute Sache). Leider kommt es schlimmer als erwartet. Die Teigtaschen sind vollständig unter einem Kichererbsen-Berg begraben, dessen einzelne Bestandteile durch eine Tomatensauce zusammengehalten werden. Ich glaube noch eine Art Ketchup zu erkennen. Gekrönt wird das Kunstwerk durch einen Schuß des bekannten Minze/Joghurt-Dips. Gut, jetzt weiß ich es.
Bei der Inspektion der Karte stoße ich immer wieder auf Schreibfehler. Nicht, daß ich selbst davor gefeit bin oder es an Toleranz mangelt – aber ab einer gewissen Fehlerdichte stellt sich die Frage der Professionalität. Es sollte wirklich möglich sein, eine Karte vor Drucklegung durch einen „native speaker“ gegenlesen zu lassen. Übrigens scheint mir die Karte im durchaus gelungenen Internet-Auftritt (Adesse siehe unten) fehlerlos zu sein.
Aber zum Essen. Ich bestelle mit „Murgh Dhansak“ eines der in Indien üblichen Gerichte mit Huhn. Dieses kommt in einer kleinen beheizten Messing-Schale auf den Tisch. Leider ist die Würzung – nach Karte eine exotische Kombination aus Gewürzen nach Mumbai Art – wieder einmal nur sehr dezent. Auf der anderen Seite überrascht mich die Saftigkeit des Hühnerfleisches. Dies allein zeichnet schon das „India Palace“ gegenüber Konkurrenten aus. Also, die Hauptspeise ist soweit gelungen.
Zu guter Letzt lassen wir es uns nicht nehmen, ein Glas von dem indischen Shiraz (Sula, Vineyard) zu propieren. Natürlich war ich skeptisch. Aber: Es scheint in Indien durchaus trinkbare Weine zu geben! Der Shiraz hat eine Nase von Pflaume und Kirsche, im Geschmack dominiert Kirsche, der Körper enthält wenig Tannin (wenig astringierend). Ein durchaus passabler Essensbegleiter.
Zur Bedienung kann ich nur positives sagen: Zuvorkommend und freundlich und sichtlich bemüht, den Wünschen der Gäste nachzukommen.
Kosten
Lassi, Vorspeise, Hauptspeise, Glas Wein: 25 Euro
India Palace
Gronauer Waldweg 2
51465 Bergisch Gladbach
schildi54
14. August 2015
Was ist passiert? In den letzten ca. sechs Wochen habe ich hier noch zweimal abends gegessen. Diesen Mittwoch habe ich zuerst mehrfach vergeblich versucht, telefonisch einen Platz zu reservieren (was eigentlich nicht nötig ist). Aber – meine Anrufe werden nicht entgegengenommen. Ich fahre also hin und frage nach. Man nimmt meine Frage höflich entgegen. Eine Antwort bekomme ich nicht. An einer Überlastung des Personals kann es angesichts der fast leeren Räume nicht gelegen haben.
Ich nehme Platz und bestelle ein „Murgh Dhansak“ nach Mumbai-Art. Ich kann mich nicht erinnern, in einem indischen Restaurant jemals so etwas geschmackloses gegessen zu haben. Mein Eindruck vor wenigen Wochen war also kein Ausrutscher. Weder Salz noch irgendein Gewürz scheinen mit dem Essen in Berührung gekommen zu sein. Ein deutscher Gulasch ist definitiv viel kräftiger gewürzt als dieses Essen. Ich teile der Bedienung mein Befremden mit. Man nimmt es höflich und kommentarlos entgegen.
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