Ungefährt 2 km östlich der Aggertalsperre liegt die Rengser Mühle idyllisch gelegen in einem Tal. Die Rengse fließt direkt am Haus vorbei und ich bin sicher, daß man sich hier bei sommerlichem Wetter sehr schön draußen aufhalten kann. Vielleicht werden wir hier in einem halben Jahr an einer bergischen Kaffeetafel sitzen – falls die Temperaturen bis dahin um 30 Grad steigen. Jedenfalls liegt jetzt im Oberbergischen noch richtig Schnee.
Wir nehmen die Plätze an einem kleinen Tisch ein mit Blick auf das winterliche Tal. Das Restaurant ist zu 3/4 besetzt, was auf guten Leumund hindeutet, zumal die Küche nachmittags nur von 18-21 Uhr geöffnet ist. Die Karte wird uns in Form einer hölzernen Lade gereicht. In puncto Aperitiv wird mein Interesse gleich von einem Prosecco mit selbstgemachten Holunderblütenlikör geweckt. Dieser zeigt eine klare und intensive Blütennote ohne süßlich zu wirken. Gut gemacht.
Für die Vorspeise folge ich den Empfehlungen und nehme das Rote-Beete Carpaccio mit Ziegenfrischkäse (die weißen Kleckse auf den Scheiben) mit Mangold und Honig/Senf dressing garniert. Die Rote-Beete sind zusätzlich mit Zwiebeln in Balsamico aromatisiert – passt sehr gut. Der Salat ist insgesamt gut abgestimmt. Ich bin sehr zufrieden.
In der Küche ist jetzt Kohlrabi- und Brokkolizeit. Die Gerichte mit Kalb oder Wild werden durchweg mit diesen Gemüsebeilagen sowie Kartoffeltalern angeboten. Speziell mit Brokkoli stehe ich etwas auf Kriegsfuß. Vielleicht mein Problem. Der Kohlrabi hat noch deutlich Biß, passt aber meines Erachtens nicht wirklich zu „Wildschweinrücken mit Cashew-Kruste, dazu Madeira-Jus und Kartoffelplätzchen“. Die Plätzchen kommen später, locker verteilt auf einem großen Teller. Natürlich sind sie schon kalt, wenn sie beim Gast ankommen. Das kann man anders machen. Kohlrabe auf der einen, Madeira-Jus auf der anderen Seite ergeben eine mir nicht ausgewogen erscheinende Kombination. Da macht man es sich etwas zu einfach, gemessen an dem Anspruch der Karte. Ein Blick auf das Gericht meines Gegenüber „Regenbogen-Forelle Müllerin-Art mit Petersilienkartoffeln und zerlassener Butter“ bestätigt den Eindruck. Zwar ist man so freundlich, dem Gast vorweg die Forelle su filetieren, doch kommen die Files diese dann verloren wirkend auf einem großen und leider nicht heißen Teller an den Tisch. Der Fisch ist definitiv gut zubereitet, doch zusammen mit dem Schälchen Kartoffeln (ohne Petersilie) und der Sauciere mit geschmolzener Butter wirkt das Assemble doch eher nach Hausfrauenküche, ja geradezu lieblos angerichtet.
Ach ja, die gerösteten Mandel. Die Forelle wird ohne Mandeln, Salat oder Dekoration bereitet. Für 1,60 Euro extra erhält man in einem Schälchen eine riesige Portion gehobelter Mandeln. Hier und da weist eines der Plättchen auch eine Spur braun auf, was auf eine Röstung hinweisen soll. Die Menge ist ganz sicher ausreichend für zehn Fische, die Qualität der Röstung ist nicht gegeben. Ich würde mir einige wenige Mandelplättchen (d.h. ca.5% der gelieferten Menge) gut geröstet auf der Forelle wünschen. Das kostet quasi nichts, erfreut aber den Gast.
Ich bin sicher, dass das Haus das alles viel besser machen kann. Gerade deshalb – Schade.
Hauptspeisen um 26-37 Euro
Rengser Mühle
Restaurant – Café – Hotel
Niederrengse 4
51702 Bergneustadt
Tel.: 02763-91450
(Montag u. Dienstag geschlossen)
Posted on 23. Januar 2017 von schildi54
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