Am letzten Schwanzhaar des bayerischen Löwen

Ein Besuch im mittelalterlichen Miltenberg

Warum, so fragten wir uns, sollen wir unsere Pendeltouren zwischen dem Chiemsee und Köln immer nonstop erledigen – allenfalls unterbrochen durch Nürnberger Bratwürste bei unserem Freund Werner Behringer am Hauptmarkt? Auf der Strecke liegt doch so viel Schönes – lasst uns einen Abstecher versuchen.

Nachdem Werner sein Bratwurst-Häusle aufgegeben hat, fehlt uns die Motivation zu einem Zwischenstop in Nürnberg. Ersatz musste her. Aus meiner Schulzeit erinnerte ich mich an einen hübschen Ort namens Miltenberg, den ich vor über sehzig Jahren auf einer Klassenfahrt kennen gelernt hatte.

Das Hotel Zum Riesen gilt als das älteste Wirtshaus Deutschlands.
Oben links wachsen die Schwanzhaare des bayerischen Löwen

Ein spontaner Anruf am 2. September 2020 beim Tourismus-Büro findet ein freundliches Echo. Ja, wir können am Nachmittag mit einer privaten Stadtführung rechnen. Die nette Frau Roth wartet schon vor dem Rathaus. Wir bummeln über die malerische Hauptstraße, sehen sorgfältig restaurierte Fachwerkhäuser aus dem 16. Jahrhundert, die Mildenburg, die Stadtmauer, das Schnatterloch und das Geburtshaus von Josef Martin Kraus, den „Odenwälder Mozart“. Er war im 18. Jahrhundert schwedischer Hofkapellmeister und wird in Schweden sehr verehrt.

Das Schnatterloch, der Marktplatz von Miltenberg.

Miltenberg ist reich an Geschichte, die bis ins 13. Jahrhundert zurück reicht. Der Mainzer Erzbischof war bis ins 19. Jahrhundert Herr der Stadt, von der Teile der Stadtmauer und die beiden Tore erhalten sind. Frau Roth schüttet ihr historisches Wissen über uns aus, von dem das meiste naturgemäß wieder aus der Erinnerung schwindet. Der interessierte Leser mag Wikipedia bemühen.

In Zipf’s Wein- und Gasthof kehren wir zu einem frühen Abendessen ein und lassen uns von der netten, aber energischen Frau Steuer verwöhnen.

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